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Nachhaltige Fischerei und Wildfleisch?

„Ökologisch nachhaltig zu essen bedeutet, sich mit Mahlzeiten aus überwiegend pflanzlichen Lebensmitteln zu ernähren. Eine solche Ernährungsweise besteht aus ökologisch, regional, saisonal und fair produzierten Lebensmitteln mit geringem Verarbeitungsgrad, wie sie beispielsweise in den 10 Regeln der DGE formuliert ist. Langfristig lassen sich so die weltweiten Lebens- und Umweltbedingungen verbessern und mehr globale Gerechtigkeit erreichen.“ (Maschkowski, Gesa (DGE) 2022)


In diesem Sinne soll erst einmal geklärt werden, was nachhaltige Ernährung sonst noch bedeutet. Laut dem Bundeszentrum für Ernährung bedeutet nachhaltige Ernährung, eine Ernährung, die eine geringe negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, zur Ernährungs- und Lebensmittelsicherung beiträgt, wirtschaftlich langfristig möglich ist, für die heutigen und zukünftigen Generationen ein gesundes Leben bieten kann und die biologische Vielfalt und Ökosysteme schützt. Dazu zählt auch, dass eine gerechte und bezahlbare ökonomische und menschliche Lebensgrundlage möglich ist, die kulturell angepasst, ernährungsphysiologisch angemessen, sicher und gesund ist. (FAO 2012)


Um das zu erreichen, war es notwendig eine Definition für planetare Grenzen zu verfassen. Anhand dieser Definition konnten dann Forscher am Konzept der planetaren Grenzen arbeiten. So hat man feststellen können, dass wir bereits den sicheren Handlungsraum für bestimmte Atmosphärenbestandteile bereits verlassen haben und hohes Risiko mit gravierenden Folgen eingehen, wenn zum Beispiel der Stickstoffpegel in Flüssen steigt (Maschkowski, Gesa (DGE) 2022). Leider ist das Konzept nicht leicht zu erforschen, sodass die Belastbarkeitsgrenze für die Versauerung der Meere oder der Süßwassernutzung noch nicht definiert werden konnte (Maschkowski, Gesa (DGE) 2022). Wo diese Grenzen liegen und ob wir diese nicht bereits überschritten haben, lässt sich nicht genau sagen. Daher ist es umso wichtiger auf ökologische Nachhaltigkeit beim Kauf von Fisch und Meeresprodukten zu achten.


„Durch eine klimafreundliche Lebensmittelauswahl lassen sich bis zu 50 % der Emissionen einsparen, auch die Verringerung von Lebensmittelverderb ist zentral. Mindestens genauso wichtig aber sind koordinierte politische Rahmenbedingungen von der internationalen Ebene bis hin zur Kommune, die dafür sorgen, dass die Umweltschäden verringert werden.“ (Maschkowski, Gesa (DGE) 2022). Dabei können gerade wir, die Verbraucher*Innen durch unser Konsumverhalten einen wichtigen Beitrag leisten. Der erste und wichtigste Tipp der DGE hierfür lautet: mehr saisonales, lokales Gemüse und Obst, weniger Fleisch und tierische Seite 2 von 6 Lebensmittel (Klein, Britte (DGE) 2020). Viele Bio-Produkte werden nämlich importiert und dazu meist noch aus wasserarmen Regionen wie Spanien (Weitemeier 2019). Der erste und erfolgreichste Schritt hingegen ist es erst einmal den Fleischkonsum zumindest um die Hälfte zu reduzieren oder gar zu verzichten. „Wenn Fleisch als Proteinquelle reduziert wird, steigt der Bedarf an pflanzlichen Eiweißen. Die kann man sich zum Beispiel über Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Soja holen. Das ist nicht nur besser für die Ökosysteme und das Klima, sondern auch für die Gesundheit.“ (Wagner 2019). Was nun jedoch saisonal ist und was nicht, kann bei der großen Vielfalt in Supermärkten schwierig zu unterscheiden sein. Hier ein Tipp: Auf der Internetseite [https://vegpool.de/] gibt es einen Saisonkalender, der nicht nur Gemüse und Obst für die entsprechenden Jahreszeiten und Monate aufzeigt, sondern auch Pilze, Salate, Hülsenfrüchte, Nüsse und Co.


Aber was, wenn man nicht auf Fisch, Fleisch oder tierischen Produkte vollständig verzichten kann oder will? Dann ist es umso wichtiger nachhaltig verifizierte Lebensmittel zu kaufen und den Konsum möglichst gering zu halten. Bei Fischen kann man nach dem MSC-Zertifikat Ausschau halten. „Intakte Fischbestände, weniger Beifang, mehr Schutzgebiete, stärkere Kontrollen und detaillierte Forschung: MSC-zertifizierte Fischereien tragen dazu bei, den Lebensraum Meer für die Zukunft zu erhalten. Das belegen die regelmäßig veröffentlichten Fortschrittsberichte des MSC, die die ökologischen und strukturellen Auswirkungen des MSCProgramms erfassen.“ (Marine Stewarship Council (1) 2015).


Im Supermarkt ist es wichtig darauf zu achten, dass das Produkt nicht aus überfischten Beständen kommt. Weitere Anregungen zum Nachlesen sind die Fangbedingungen. Sobald das MSC-Siegel sichtbar ist, und hier ebenfalls darauf achten, dass sich das originale Logo drauf befindet, hat man die richtige Spur. Bei Siegeln wie dem Bio-Siegel oder dem ASC, deutet das auf einen Zuchtfisch hin. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wenn mehr zertifiziert nachhaltig gefangener Fisch gekauft wird, umso größer wird die Auswahl.


Es gibt die Möglichkeit nachhaltigen Fisch auch Online zu kaufen. Der MSC hat dazu ein paart Tipps geteilt. „Du bestellst Nordsee-Miesmuscheln, geräucherten Wildlachs, exzellente Kabeljau-Loins oder glutenfreie Fischstäbchen mit MSC-Siegel zum Beispiel bei Deutsche See [https://www.deutschesee.de/search?search=MSC&isCorporateSearch=0&tab=product] oder Frische Paradies [https://www.frischeparadies-shop.de/search?sSearch=MSC] in Deutschland, Coop [https://www.coop.ch/de/inspiration-geschenke/labels/msc/c/m_0836] in der Schweiz oder Billa Seite 3 von 6 [https://shop.billa.at/search/results?category&searchTerm=fisch&facet=s_guetesie$MSC] in Österreich.“ (Marine Stewarship Council (2))


Nicht zu vergessen ist natürlich die Möglichkeit den Fisch direkt beim Fischladen oder Fischhändler zu kaufen. Dort kann man nicht nur frischen Fisch fangen, die sind meisten sogar noch aus der Region und haben auf dem Weg zum Verzehr die Umwelt durch weniger Transportkosten geschont. Da hilft es generell sich zu erkundigen, wo der Fisch herkommt und ob dieser gefangen oder gezüchtet wurde. Der MSC rät allerdings dringend vom Kauf von Aal ab (Marine Stewarship Council (2)).


Nun aber zu Fleischprodukten. Verlockend ist es, vor allem bei steigenden Preisen, das billige Discounterfleisch aus der Kühlabteilung zu kaufen. Warum auch nicht? Schließlich hat die EU Tierschutzregeln, die doch das Tierwohl schützen. So schön und einfach ist das ganze allerdings nicht. Das beliebteste Fleisch in Deutschland ist Geflügelfleisch. Dabei wurde die Geflügelmast soweit hochspezialisiert, dass durch intensive Züchtung, die Tiere viermal schneller wachsen (BLE 2021). Das erste Problem: die Haltung von Mastgeflügel. Die meisten Betriebe betreiben Bodenhaltung, wo die Tiere überwiegend drinnen auf Einstreu gemästet werden. „Dort verbringen sie etwa fünf Wochen, bis sie mit rund 1,5 Kilogramm geschlachtet werden. Dieses Verfahren nennt man Kurzmast. Hähnchen, die für die Verarbeitung von Teilstücken, wie Keulen oder Brustfilets, vorgesehen sind, bleiben etwas länger. Sie werden in rund sieben Wochen bis zu einem Endgewicht von 2,5 Kilogramm gemästet. Der Gesetzgeber schreibt für Masthähnchen in Kurzmast vor, dass pro Quadratmeter maximal 35 Kilogramm Lebendgewicht gehalten werden dürfen. Das heißt: rund 23 Tiere teilen sich einen Quadratmeter Stallboden.“ (BLE 2021). Das Bio-Siegel auf Geflügelfleisch zeigt, dass sich die Betriebe sich an die gesetzten Regeln der Richtlinien für Bio halten. Hier wird sich an die Auslaufbestimmungen gehalten.


Diese Bedingungen sorgen für allerlei Problemen, denn so viele Tiere auf einen beschränkten Raum ohne Beschäftigung sorgt für Unausgeglichenheit und somit zu Auseinandersetzungen in dem sich Tiere teils tödlich verletzen. Tierschützer*Innen und viele Verbraucher*Innen stehen diesen Masten äußerst kritisch gegenüber und fordern besser Tierschutzwohlbestimmungen. Nicht nur die Haltung, sondern auch die sogenannten Zuchtlinien fallen oft in die Kritik. „Diese bewegen sich an der biologischen Leistungsgrenze. Das heißt, innere Organe und das Skelett können dem starken Muskelwachstum teilweise kaum noch standhalten.“ (BLE 2021). Der Vorteil von Ökogeflügelfleisch liegt in der langsameren Mastzeit, dem Mindestalter bei der Schlachtung, Futter ohne synthetische Aminosäuren, sowie Seite 4 von 6 besseren Haltungsbedingungen (Freiluft, Grünauslauf, größere Fläche). Doch der Marktanteil entspricht momentan 2,6 %.


Demnach lohnt es sich deutlich, mehr Biofleisch zu kaufen. Neben dem Bio-Siegel auf Fleischprodukten kann man ebenfalls zu Biofleischereien gehen. Die Nachfrage nach dem Produkt, und somit auch den Herstellungsbedingungen, regelt, was der Markt anbietet. Steigt demnach die Nachfrage nach Biofleisch weiter an, so wird es größere Auswahl und mehr Marktanteil geben.


Aber es gibt noch andere Möglichkeiten für eine nachhaltigeren und umweltbewussteren Fleischkonsum. Das wäre Wildbret. Jagdverbände die dem Deutschen Jagdverband (DJV) angehören, schießen nicht nur Wild. Ihre Aufgabenbereiche reichen über die Jagd hinaus bis hin zum Schutz von Wild und Natur, sowie zu Weiterentwicklung, Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit. Dies heißt insbesondere Schutz und Erhaltung einer artenreichen und gesunden freilebenden Tierwelt, sowie die Sicherung ihrer Lebensgrundlagen und die Kommunikation dieser Aufgaben mit der Öffentlichkeit. „Nur wer Lebensräume gestaltet, kann ihre natürlichen Ressourcen auch nachhaltig nutzen. Das Bundesjagdgesetz hält Schutz und Nutzung unter dem Begriff "Hege" fest, den man heute mit "Erhalt und Pflege" von Tierbeständen übersetzen könnte. Zu den häufigsten Naturschutzmaßnahmen der Jäger zählen Biotopschutz, Biotopvernetzung und gezielte Schutzmaßnahmen für gefährdete Arten.“ (Deutscher Jagdverband).


Hygiene und Vermarktung von Wildbret ist streng reguliert unter EU-Verordnungen, sodass nur ausreichend geschulte Jäger*Innen Wildbret für Direktvermarktung oder Wildhandel zugelassen sind. Diese Vorschriften kann man auf der Seite des Jagdverbands nachlesen. Hier wird nicht nur auf die geltenden Regeln aufmerksam gemacht oder sämtliche andere Aufgaben der Jäger*Innen, es werden auch Rezepte für Wildfleisch geteilt. „Das Ziel: Die Jagd für Außenstehende verständlich machen, mit Vorurteilen aufräumen und das Image der Jägerschaft sowie ihr Ansehen in der Öffentlichkeit verbessern.“ (Deutscher Jagdverband)


Hier noch ein paar Tipps: Auch zu diesem Thema gibt es viele hilfreich Apps im App-Store. Wer sich gern einmal selbst an das zubereiten von Wildbret versuchen möchte und nicht genau weiß wo man das Wildbret kaufen kann, dem hilft die App „Waldfleisch“. Wer sich der Aufgabe nicht gewachsen fühlt, kann in Halle vor Ort mal beim Restaurant Wildschütz vorbeischauen. Diese geben an, dass sie sehr viel Wert darauflegen würden, dass deren Wildbret Seite 5 von 6 während der Jagdsaison aus den umliegenden Jagdgebieten bezogen werden. (Restaurant Wildschütz Halle / Saale | 2016).





Literaturverzeichnis

BLE (2021): Geflügelfleisch. Hg. v. Bundesinformationszentrum Landwirtschaft. Online verfügbar unter https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaftliche-produkte/wie-werdenunsere-lebensmittel-erzeugt/tierische-produkte/gefluegelfleisch, zuletzt aktualisiert am 09.07.2021, zuletzt geprüft am 20.07.2022.


Deutscher Jagdverband: Natur- und Artenschutz. Jagd und Naturschutz sind fest miteinander verbunden – ohne eine intakte, artenreiche Natur ist Jagd nicht möglich. Online verfügbar unter https://www.jagdverband.de/rund-um-die-jagd/natur-und-artenschutz, zuletzt geprüft am 20.07.2022.


FAO (Hg.) (2012): Sustainable diets and biodiversity - Directions and solutions for policy research and action. Proceedings of the International Scientific Symposium Biodiversity and Sustainable Diets United Against Hunger. Food and Agriculture Organization of the United Nations. Final Document. Unter Mitarbeit von Dernini S. Burlingame B. FAO. Rome: FAO.


Klein, Britte (DGE) (2020): Ernährung und Klimaschutz. Hg. v. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. Online verfügbar unter https://www.bzfe.de/nachhaltigerkonsum/orientierung-beim-einkauf/ernaehrung-und-klimaschutz/, zuletzt aktualisiert am 10.03.2020, zuletzt geprüft am 20.07.2022.


Marine Stewarship Council (1) (2015): 15 Jahre MSC-Zertifizierung für nachhaltige Fischerei – der MSC zieht Bilanz. Online verfügbar unter https://www.msc.org/de/presse/pressemitteilungen/15-jahre-msc-zertifizierung-f%C3%BCrnachhaltige-fischerei-der-msc-zieht-bilanz, zuletzt geprüft am 20.07.2022.


Marine Stewarship Council (2): Wo bekomme ich nachhaltigen Fisch? Hg. v. Marine Stewarship Council. Online verfügbar unter https://www.msc.org/de/fisch-nachhaltigkeit/wobekomme-ich-nachhaltigen-fisch, zuletzt geprüft am 20.07.2022.


Maschkowski, Gesa (DGE) (2022): Nachhaltige Ernährung. Hg. v. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. Online verfügbar unter https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/nachhaltigeernaehrung/, zuletzt aktualisiert am 20.07.2022, zuletzt geprüft am 20.07.2022. Seite 6 von 6


Restaurant Wildschütz Halle / Saale | (2016): Home | Restaurant Wildschütz Halle / Saale. Online verfügbar unter https://www.wildschuetz-halle.de/, zuletzt aktualisiert am 19.04.2022, zuletzt geprüft am 20.07.2022.


Wagner, Sophia (2019): Besser essen und das Klima schützen. In: Quarks, 05.05.2019. Online verfügbar unter https://www.quarks.de/gesundheit/ernaehrung/besser-essen-und-dasklima-schuetzen/, zuletzt geprüft am 20.07.2022.


Weitemeier, Lisa (2019): So kaufst du umweltfreundlicher als nur mit bio. In: Quarks, 22.02.2019. Online verfügbar unter https://www.quarks.de/gesundheit/ernaehrung/so-kaufstdu-umweltfreundlicher-als-nur-mit-bio/, zuletzt geprüft am 20.07.2022.

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